Das Festival Literatur: Berlin vom Georg Büchner Buchladen und der Kulturbrauerei ist der offizielle Nachfolger der Berliner Buchnacht. Wie schon 2013 und 2014 hat das TEAMKBX das Programm unter www.literatur.berlin übersichtlich ins Web gegossen.
Und das war mehr denn je notwendig, denn die Veranstaltung ist nicht nur einen Tag und auch kein Wochenende lang, sondern findet vom 4. März bis 28. März an unterschiedlichen Literaturorten statt, wie die Veranstalter ihre Bühnen nennen.
Hier meine subjektiven Highlights, quasi das etwas kompaktere Programm:
05.03., Palais: Forelle Grau – Die Geschichte von OL
Ol, eigentlich Oliver Schwarzbach, ist mehr Chronist und Philosoph als Cartoonist. Die zugezogenen Mütter vom Prenzlauer Berg, der Kneipenweise Jürgen der Trinker („Ich hab mich mal gewogen, ich bin zu klein.“) und Cosmo Prolet, ein melancholischer Beobachter im Supermannkostüm sind die neuen Berliner Originale.
Jetzt hat Schwarzbach ein Buch geschrieben (nicht gezeichnet) und zwar über sich selbst (nicht über andere), seine Jugend in Ost-Berlin, sein Werdegang unter Beobachtung der Stasi, seine Flucht in den Westen. So lustig, tiefsinnig und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, die man von den Cartoons kennt.
06.03., Kesselhaus: Catfish. Ein Bob Dylan Roman.
Ein Musikjournalist nähert sich einem Musikchamäleon. Mit Recherche und Fiktion, mit Songtexten und Anekdoten, die es so wohl nie gegeben hat, entstand ein Buch, das dem Lebenswerk von Dylan mehr als gerecht wird.
Für die Premiere hat sich der Rolling Stones Redakteur Maik Brüggemeyer prominente musikalische Begleitung gesichert: Gispert zu Knyphausen (erst Hesse, dann Hamburger, jetzt Berliner), der so ziemlich mit das beste und tausendsassigste ist, was deutschsprachige Musik zu bieten hat, wie er allein und in den Projekten Kid Kopphausen und Höchste Eisenbahn sowie als Gastmusiker von Olli Schulz regelmäßig beweist.
18.03., Kesselhaus: Otis
Jochen Distelmeyer, mit Blumfeld sogar mir zu verkopft und häufig sowieso viel zu schwermütig und akademisch …
Aber wenn sein Debütroman von Männern und Frauen, Götterboten und Nymphen, Schwärmern und Zauberinnen im Berlin der Gegenwart handelt und auch noch live bespielt und begleitet wird, kann das doch ziemlich großes Kino werden. Oder großer Müll. Ober beides. Ich weiß es doch auch nicht.
19.03., Literaturwerkstatt: Oona und Salinger
Ein Enfant Terrible der französischen Literatur ist zurück und gemeint ist nicht Michel Houllebecq mit seinem aktuellen Buch ‚Unterwerfung‘. Frederic Beigbeder hat mit seinem Buch 39,90 vor knapp über zehn Jahren einen Koksroman über das Leben und Blenden in großen Agenturen bzw. ein Agenturroman über die Höhen und Tiefen des Drogenrauschs veröffentlicht … ach, beides irgendwie. Hat mir damals in jedem Fall die Ausbildung zum Werbekaufmann versüßt.
Jetzt betreibt Beigbeder Kulturgeschichte und beschreibt die kurze Liason von Autor Jerry Salinger und seiner Muse Oona O’Neill. Eine Beziehung, die nach nur wenigen Monaten endet, als er in den Krieg und sie nach Hollywood geht, um mit Charly Chaplin eine zehnköpfige Familie (!) zu gründen. Kann man sich nicht ausdenken? Eben, war ja auch so. Und weil das ganze von Beigbeder beschrieben wird, ist nicht besonders viel Romantik und Herzschmerz, sondern eher Ironie und Kopfschmerz im positiven Sinn zu erwarten.
25.03., Kesselhaus: Super. Mein Leben.
Nein, Friedrich Liechtenstein, ist hauptberuflich nicht Edeka-Testimonial. Am liebsten ist er Flaneur, buchbar für Veranstaltungen und Städte, um durch seine Anwesenheit aufzuwerten, wo es an Wertigkeit fehlt.
Ansonsten ist er Schauspieler, Musiker und vor allem Lebenskünstler sowie neuerdings Autor. Neben ‚Forelle blau‘ die zweite spannende Biografie im Rahmen der Literatur: Berlin. Man wird erfahren, warum er den Abend mit Henning Wehland (Sohn Mahnheims) bestreitet, was er von Justin Bieber hält (Geiler Dorsch) und vielleicht spielt er ja auch die Originalversion von ‚Supergeil‘.
Firefox auf Mac hakt? Supergeil, das Original direkt auf Youtube schauen.
26.03., Georg Büchner Buchladen: Comeback
Zum Glück muss sich Alexander Osang nicht zwischen Kolumnen, Reportagen und Romanen (vorzugsweise aus der Wendezeit bzw. deren Folgen) entscheiden. Mit seinem neuesten Buch bleibt er sich treu und findet mit der Musik dennoch eine neue Facette.
Es geht um fünf Musiker der fiktiven Band ‚Die Steine‘ aus Ost-Berlin, die in den 80er Jahren aufbegehren, sich anpassen und schließlich mit der DDR untergehen. Sie suchen und versuchen getrennt von einander ihr Glück, können es aber nicht finden und gehen zwölf Jahre nach der Wende gemeinsam, einsam erneut auf Tour.
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Hier gibt es die Tickets zu allen Einzelveranstaltungen: Eventim
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