An der Überschrift ist Google selbst schuld. Erstens weil es zwar eine Produktseite für Google Posts gibt, aber noch keinen Namen und zweitens, weil das Feature aktuell noch den Präsidentschaftskandidaten vorbehalten ist (mehr Infos auf theverge.com).

Vielleicht nur ein weiterer Versuch endlich auch im Bereich Social Media Fuß zu fassen? Selbst wenn, das Timing jedenfalls könnte schlechter sein.

Wie Google ‚Posts‘ funktionieren …

So wie eine Suchfunktion (plus private Nachrichten und Emoticons) aus kaum einem sozialen Netzwerk wegzudenken sind (zum Teil leider), integriert die Suchmaschine von Google nun das ursprünglichste soziale Element aus den Netzwerken: das Status-Update inkl. Bild, Video oder Link.

Zunächst ausschließlich den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten vorbehalten, sollen Prominente, Marken und Unternehmen, sofern sie über ein Google-Konto verfügen, aktuelle Nachrichten direkt und im wahrsten Sinne des Wortes in die Suchmaschine schreiben.

Geht es bei der US-Wahl zunächst um News, Meinungen und vielleicht Beleidigungen aus erster Hand der Kandidatinnen und Kandidaten, bietet das Feature für besondere (sic!) Menschen und Marken zukünftig die Möglichkeit, noch mehr Hoheit über die Ergebnisseite zu ihrem Namen zu bekommen, kruzfristige Angebote und Mitteilungen zu veröffentlichen und in einem weniger angenehmen Fall das Krisenmanagement zu verbessern.

Die noch namenslosen ‚Google Posts‘ sollen die Ergebnisseite eröffnen, kostenfrei bleiben und über die gängigen, echten Social Media Plattformen geteilt werden können.

… und warum sie Erfolg haben könnten

Das klingt nach einer überschaubaren Innovation, die Google mit Sicherheit nicht uneigennützig implementiert und doch scheint es der logische Schritt zu sein für den Dienst, der nicht nur die Onlinesuche dominiert, sondern unter dem Dach von Alphabet unser nicht mehr nur digitales Leben erleichtert bis bestimmt.

Denn natürlich sollen ‚Google Posts‘ dafür sorgen, dass wieder mehr Nutzer länger im Google-Kosmos verweilen und eine größere Anzahl von Anzeigen sehen/klicken. Dass ist derselbe Grund, warum Facebook eigene Videos gegenüber Youtube-Uploads bevorzugt, Youtube eigene Inhalte produziert, Instagram Twitter- oder Snapchat-Links in den dortigen Profilen verbietet, soziale Netzwerke zu Publishing-Tools mutieren (Instant Artcials, Twitter Stories, LinkedIn Pulse), …

(mehr oder weniger) aktuelle Social Media Trends, die für Google Posts sprechen:

Nutzungsverhalten

Das Netz wird förmlich überschwemmt von Links, Texten, Dokumenten, Bildern, Videos und Live-Impressionen. Von diesem User Generated Content, den die privaten und kommerziellen Accounts veröffentlichen, leben die Netzwerke Facebook, Twitter und Co., da die für Werbeeinnahmen notwendige Leserschaft nur so gebunden wird.

Tatsächlich lässt sich der größte Teil der Nutzer maximal zu einem Like oder Herz hinreißen, wenn überhaupt ein aktiver Account vorhanden ist. Eigene Inhalte und sei es als Kommentar sind im Vergleich zu den jeweiligen Nutzerzahlen eher selten.

Und so surft der soziale Nomade von Netzwerk zu Netzwerk, um sich von den neuesten Inhalten der Freunde und Idole auf Youtube, Instagram und den anderen Playern berieseln bzw. absichtlich masochistisch anspammen zu lassen, aber das ist ein anderes Thema.

So sehr die beschimpften Algorithmen in den Netzwerken die gesehenen Inhalte bestimmen: zumindest angemeldete Nutzer bekommen Nachrichten zu Gesicht, die sie aufgrund ihrer Vorlieben abonniert haben. Für nicht-angemeldete User ist das Twitterprofil von Justin Bieber völlig ausreichend.

Nur, warum sollte ein passiver Nutzer unterschiedliche Profile einer Person/einer Marke ansteuern, wenn die wichtigsten Neuigkeiten bereits in der Google Suche auftauchen bzw. Google entsprechende Suchanfragen noch dashboardiger aufbereitet? Eben.

Echtzeit

Das langsame Ende der chronologischen Timelines hat die Verbreitung von Streaming Diensten sicherlich gefördert und doch ist der Desktop-Konsum von Periscope bis Facebook Mentions eher suboptimal, der Bedarf an Breaking News aus erster Hand aber ungebrochen.

‚Google Posts‘ könnte sich damt als echte als Nachrichtenquelle und eben nicht nur als Nachrichtenaggregator etablieren, wenn Unternehmen und Prominente die Chance wahrnehmen, relevante Neuigkeiten zuerst hier zu publizieren. Instant Artcials, Twitter Stories, LinkedIn Pulse #justsayin

An die Quelle ‚Google‘ werden wir uns erst gewöhnen müssen, haben wir bei Twitter und Youtube aber auch geschafft.

Exklusivität

Die verschiedenen Netzwerke und Plattformen waren lange damit beschäftigt, Features für die Nutzer zu schaffen und deren Vertrauen, Zeit und Privatsphäre meistbietend zu verkaufen. Dass nicht ihre User, sondern sie selbst ein geldwertes Produkt sein können, wenn sie ihr Wissen und ihre Erfahrung bezogen auf Kommunikation, Monitoring und Vertrieb service-orientiert anbieten, hat zunächst nur Google verstanden (AdWords, AdSense), sich aber bei den Wettbewerbern immerhin nach und nach herumgesprochen.

Die Kombination aus Wissen um die Zielgruppe und das Werkzeug für deren Ansprache aus welchen kommerziellen Gründen auch immer, darf und wird mittlerweile exklusiv für Geschäftstreibende exklusiv angeboten werden. Zumal auch die Diversifizierung über Multichannels irgendwann an ihre natürlichen Grenzen stößt.

Zwar sind die ‚Google Posts‘ kostenfrei und sollen es auch bleiben, doch Trittbrettfahrer, Satiriker und Fake-Accounts sollen weitestgehende ausgeschlossen werden.

Klarnamen-Gate ick hör dir mal wieder trapsen.

Facebook hat die Live-Videos mittlerweile für nahezu alle Fanpages freigegeben. Spannend wird sein, wo Google die Grenze ziehen wird.

Fazit:

Für Nutzer, Marken und Google selbst können die Posts innerhalb der Suche einen Mehrwert bieten, weil sich das Feature auf die eigenen Stärken und bereits stattfindende bzw. absehbare Entwicklungen bezieht. Für Google in den letzten 20 Jahren immer die beste Lösung.