#Merkelstreichelt – ein (unwürdiges) Theaterstück in drei Akten

Gerne Ausdrucken und bei möglichst vielen Gelegenheiten nachspielen. Auch als Kinofilm erhältlich, und zwar hier.

1. Akt

Beim Bürgerdialog ‚Gut leben in Deutschland‘ erzählt Reem, ein geflüchtetes und offensichtlich sprachlich und kulturell vorbildlich integriertes Mädchen, das seit vier Jahren in Rostock lebt und abgeschoben werden soll, der Kanzlerin von ihren Zielen. Sie will studieren, es schaffen, es sich und ihrer Familie beweisen. Sie schließt mit den Worten:

Es ist unangenhem zuzusehen, wie andere ihr Leben genießen können und man selber halt nicht mitgenießen kann.

Was ungefähr die harmloseste aller Formulierungen für Abschiebung in ein mittlerweile fremdes und für sie perspektivfreies Land ist.

Die Bundeskanzlerin antwortet:

Ich verstehe das und dennoch muss ich jetzt auch – das ist manchmal auch hart: Politik – so wenn du jetzt vor mir stehst und dann bist du ja ein unheimlich sympathischer Mensch, aber du weißt auch in den palästinensichen Flüchtlingslagern, im Libanon gibt es noch Tausende und Tausende und wenn wir jetzt sagen, ihr könnt alle kommen und ihr könnt alle aus Afrika kommen und ihr könnt alle kommen, das können wir auch nicht schaffen und da sind wir jetzt in diesem Zwiespalt und die einzige Antwort, die wir sagen, ist, bloß nicht, das es so lange dauert, bis die Sachen entschieden sind, aber es werden manche auch wieder zurück gehen müssen.

Ein Satz für die Ewigkeit, der die Flüchtlingspolitik auf den Punkt bringt!

2. Akt

Der Reporter schafft die (hoffentlich lakonisch gemeinte) Überleitung:

Damit scheint die Frage beantwortet, doch dann passiert das …

Merkel redet weiter, sich die Augenbrauen zupfend. Sie ist nervös, schaut zur Decke (links oben, wo sich die Lügen verstecken), sucht nach einer verbalen Fluchtmöglichkeit.

Na ich denke, dass wir innerhalb eines Jahres, dass jetzt all die Fälle …

Das Mädchen beginnt zu weinen, weiß jetzt, dass sie in spätestens einem Jahr, ihre Schule, ihre Freunde verlassen muss; wahrscheinlich nicht studieren darf, eine ungewisse Zukunft vor sich hat.

Übrigens, Merkels sympathische und vor allem empathische Synonyme für Flüchtlinge:

  • Tausende und Tausende
  • alle aus dem Libanon
  • alle aus Afrika
  • die Sachen
  • die Fälle

3. Akt

Das Mädchen weint wie gesagt, andere würden direkt kotzen.
Merkel sieht das weinende Mädchen, setzt ein Lächeln auf, geht zu Reem und streichelt ihre Schulter:

Ach komm, du hast das doch prima gemacht.

Was denn, Frau Merkel? Deutsch gesprochen, in die Kamera gelächelt, sich die Zähne geputzt, nicht dazwischen geredet, wenn die Erwachsenen reden …

Der Moderator greift (endlich) ein:

Ich glaube nicht, Frau Bundeskanzlerin, dass es da ums prima machen geht, sondern dass es natürlich ne sehr belastende Situation ist.

Frau Bundeskanzlerin wird ungehalten, nahezu sauer:

Das weiß ich, dass das ne belastende Situation ist!

Man will dazwischen rufen: Nicht für dich Angela, für Reem und viele andere Kinder und Familien, die auf der Flucht sind, die abgeschoben werden sollen!

Doch Frau Bundeskanzlerin (wieder etwas versöhnlicher) fährt fort:

Und trotzdem möchte ich sie trotzdem einmal streicheln.

Aha, weil sie so exotisch aussieht, Frau Bundeskanzlerin??? Nein … Achtung spannend, großes Finale:

Weil wir euch nicht in eine solche Situation bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast und weil du aber ganz toll dargestellt hast, für viele, viele andere, in welche Situation man kommen kann.

Das Mädchen und ihre Freundinnen schauen verständnislos.