Das Yahoo an Foursquare interessiert sein soll, ist bereits seit 2010, also ein Jahr nach der Veröffentlichung ein Thema. Ging es damals um 100 Mio. Dollar, sind nun 900 Mio. Dollar im Gespräch. Was hat Yahoo mit dem Location Based Service vor?

In den ersten fünf Jahren erfreute sich Foursquare als Social Checkin Rating App weltweit relativ großer Beliebtheit (Deutschland mal ausgeschlossen). Sie ließen Gowalla hinter sich, trotzten mehr oder weniger der Konkurrenz von Facebook Places sowie dem Ende Instagram-Anbindung und ließen Übernahme-Angebote nur so an sich abperlen.

2014 überraschten sie ihre Nutzer mit einer Aufsplittung der eigenen Dienste in Location Based Community und Location Based Recommendations. Foursquare wollte nicht mehr belächelt werden, sondern sich mit Yelp anlegen. Ein Versuch, der als gescheitert bewertet werden darf.

Nichts desto trotz ist die Menge an Geo- und Userdaten im Foursquare-Universum ein Schatz, den die Macher nun nach und nach heben lassen wollen; zunächst nur als bezahlter Datenlieferant für Twitter.

Was irritierenderweise als Mehrwert für die Community gewertet wurde, dürfte eher dem drängen des Kurznachrichtendienstes in den Anzeigenmarkt und der damit verbundenen Zielgruppenansprache geschuldet gewesen sein.

Foursquare kann Yahoo bereichern – oder reich werden.

Nun also das unmoralische Angebot von Yahoo. Wenn man die jüngsten Entwicklungen beobachtet, macht dies aus zwei Gründen Sinn:

1. Social Shopping

Spätestens mit dem Zukauf von Ali Baba, dem Verkauf von Flickr-Bildern und Tumblr-Künstlern sowie der Integration von Buy-Buttons in verschiedene Kanäle ist klar, wie Yahoo bestehen will. Nicht (nur) durch Werbung und Nachrichten, sondern vor allem mit dem Verkauf bzw. der Vermittlung von Dienstleistungen und Produkten (siehe auch: Monetarisierung für soziale und digitale Plattformen). Die Übernahme von Foursquare könnte ein Shortcut für Akquise und Profilierung in diese Richtung werden.

2. Mobile Experience

Im mobilen Bereich gibt es trotz entsprechender Apps der Yahoo-Flaggschiffe Flickr und Tumblr erstens Instagram für Handyfotos und zweitens unzählige Wege Gifs, Videos, Bilder und Texte mobil zu streuen bzw. zu konsumieren. Aber Yahoo droht in diesen Segmenten komplett den Anschluss zu verlieren. Dass Foursquare kürzlich Chats in die Swarm-App integriert hat, könnte die Hoffnung genährt haben, mit einer Übernahme auch hier entsprechende Marktanteile zurück zu erobern.

Damit würde im Wettkampf der Großen (Facebook, Google, Amazon, Apple, Microsoft) vor allem Twitter an Boden verlieren und womöglich selbst bald übernommen werden. Auszuschließen ist aber auch nicht, dass allein die Foursquare-Macher profitieren und trotz aller Unkenrufe in den letzten zwölf Monaten einen sauberen sprich lukrativen Exit hinbekommen, aber dafür die Unzufriedenheit der verbliebenen User in Kauf nehmen.