Facebook hat zu ‚Jahresbeginn‘ ein Social Intranet für Unternehmen angekündigt, entsprechende Chancen und Risiken wurden auch hier im Blog besprochen. Zwar müssen wir offensichtlich noch ein bisschen auf Facebook at Work warten, dennoch gibt es eine Neuigkeit aus dem Menlo Park: den Einkauf von wit.ai, eine Spracherkennungssoftware für mobile und vernetzte Kommunikations- und Haushaltsgeräte.

Abgesehen davon, dass Google (Now), Apple (Siri) und auch Microsoft (Cortana) in Sachen Spracherkennung zu enteilen drohen, was Mark Zuckerberg jetzt nicht soo gut findet, sagt der Einkauf darüber hinaus nicht nur etwas über die Ausrichtung von Facebook, sondern damit einhergehend auch über die Entwicklung von Social Media im Allgemeinen aus. Das zumindest lassen Zukäufe, Kooperationen und Weiterentwicklungen der Vergangenheit vor allem im Wettwerb mit Google vermuten. Doch der Reihe nach …

2008 bis 2011: vernetzt, verortet, versprochen.

Nicht nur jeder, sondern alles ist vernetzt. Das hat kaum ein Netzwerk so gut verstanden wie Facebook. Ende 2008 ging Facebook Connect an den Start (Zeitgleich mit Googles Friend Connect). Nicht nur ein Login für verschiedene Dienste und Anbieter, sondern die Möglichkeit Surfaktivitäten außerhalb von Facebook in der eigenen Chronik zu veröffentlichen.

Das Places-Logo zeigt einen Pin, der eine Vier im Quadrat zerstört (Foursquare)

2010 waren Foursquare und Gowalla dabei, Social Media eine neue mobile Dimension zu geben und Menschen via Checkin miteinander zu verbinden und auf dem Laufenden zu halten.

Grund genug für Facebook ein entsprechenes Angebot auch im eigenen Netzwerk anzubieten. Abgesehen davon, dass das eigentliche Ziel die Forcierung von Credits und Deals gewesen ist, war Places in Ergänzung zu Connect quasi der Vorläufer für den Open Graph.

Während Google nach Buzz und Wave es 2011 endlich schaffen wollte mit Google+ etwas vom Social Kuchen abzukommen (etwas cleaner, schöner, aufgeräumter als Facebook und mit dem Hangout als einzige herausstechende Neuerung), ging Facebook zur selben Zeit eine Kooperation mit Skype für Telefonate ein und legte so die technischen Grundlagen für den späteren Messenger.

2012 bis 2014: überteuerte Einkäufe?

Im Zuge einer weiteren Verbreitung von Smartphones und entsprechender Netzabdeckung wurde Instagram zu einer beliebten Applikation – ohne erkennbares Geschäftsmodell, was Facebook anders sah. Unter anderem weil Google mit Picasa und Yahoo mit Flickr einen deutlichen technischen Vorsprung hatten. Kurz nach dem Börsengang von Facebook, der wenig erfolgreich verlief, wurde 2012 eine Millarde Dollar für den Fotodienst auf den Tisch gelegt. Und irgendwo im Kaufvertrag muss auch gestanden haben, dass Instagram die API für Foursquare zu schließen hatte …

Im selben Zeitraum verhinderte Twitter übrigens die automatische Darstellung von Instagram-Bildern im Stream. Rückblickend weniger ein Problem für Instagram, als für den Kurznachrichtendienst, der sich im Wettbewerb zu Facebook und Google+ wohl ein klitzekleines bisschen überschätzt hat.

Denn das Monopol für die Verwendung von #Hashtags war längst gebrochen und erst mit der Integration in Facebook im Jahr 2013 (und einem Video von Jimmy Fallon und Justin Timberlake im selben Jahr) wurde die Raute auch abseits von Geeks und Nerds verstanden sowie verwendet und hielt Einzug in Werbeplakate und Fernsehspots.

#Hashtag

 

Den nächsten Meilenstein für das soziale Netz besiegelte Facebook mit dem Kauf von WhatsApp Anfang 2014 für 19 Millarden Dollar. Bezogen auf den Messenger zu viel für einen (Teil-)Konkurrenten? Mitnichten, beide Dienste sind weiterhin gewachsen und erschweren als Platzhirsche im Dark Social Nachzüglern von Threema bis Yo! das Leben im immer wichtigeren Segment der direkten Kommunikation.

2015: Das soziale, kommunikative Internet der Dinge

Dass zur selben Zeit noch etwas Geld für Oculus übrigblieb, war sicher auch mehr als eine Spitze gegen Google Glass. Zumal die Spezialisierung auf der Spezialisierung von Oculus nicht im analogen, sondern im virtuell-spielerischen Bereich liegt. Außerdem ist in diesem Zusammenhang die Akquisition der Fitness App Moves zur selben Zeit zu betrachten.

Es geht bei diesen Zukäufen um die Wichtigkeit von so genannten Wearables, nicht zwingend als eigenständige Devices, sondern als sinnvolle Ergänzung zu Smartphone, Tablet und PC. Und hier kommt auch der Kauf von wit.ai ins Spiel: aufgrund fehlender oder sehr kleiner Screens bei den Wearables wird eine neue Art der Bedienung notwendig sein – zum Beispiel über Sprachsteuerung.

Und allein, dass Facebook den Kauf bekannt gegeben hat, kann der Beginn einer nachhaltigen Veränderung in der Nutzung digitaler Inhalte sein und wird deshalb ausnahmsweise auch vermeintliche Konkurrenten wie Google, Apple und Samsung freuen; zumindest was das jeweilige Hardware-Segment betrifft.

Denn was immer man auch von Facebook halten mag, eine wirklich bahnbrechende Neuerung ohne das Netzwerk von Mark Zuckerberg, wird es aktuell schwer haben, sich durchzusetzen. Oder waren die erfolgreichen Aktivitäten in der Vergangenheit nicht dem guten Timing geschuldet, sondern nur Zufall?

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Monetarisierungsmöglichkeiten für soziale und digitale Plattformen (12/03/2014)