Internet Trends aus dem Jahr 2012, soziale Offenbarungen? Fehlanzeige. Bevor hier jemand laut Pinterest ruft, der Dienst mit der Tapete gehörte schon 2011 zu den besten Webseiten (laut TIME MAGAZIN). Richtig, es gab einfach kein soziales Netzwerk, das in diesem Jahr durchstartete und wirklich im Konzert der Großen mitzuspielen in der Lage ist. Eine Übernahme hier, ein Feature da und das wars. Und Mobile Dingens? Entschuldigung, das iPhone feiert in diesen Wochen seinen sechsten Geburtstag. Ja, es gibt mittlerweile schönere Apps, bessere Devices, größere Auswahl, mehr Möglichkeiten. Na und?

Location Based Services, die Cloud, Open Source, Streaming Dienste, Deals, Crowdfunding, Gamification sind inzwischen allgegenwärtig, aber wirklich neu? (Muss gerade an Monthy Python/Leben des Brian denken: ‚Was haben uns die Römer gebracht, außer …‘)
Und Augmented Reality im erhofften und versprochenen Sinne wird es wohl erst geben, wenn jemand die hässlichen QR-Codes abschafft bzw. ersetzt.
Meine Kamera kann Visitenkarten lesen, warum nicht auch Hyperlinks erkennen? Eben. Und wer sagt denn, dass die Form einer Wurst (nur als Beispiel) zu einer entsprechenden Herstellerseite führen kann oder das Gesicht eines Künstlers auf dessen Facebook Profil oder die Umrisse einer Sehenswürdigkeit zu einem Stadtmarketing-Portal?
QR-Codes … ich glaube, wir haben uns die Zukunft zu kompliziert vorgestellt.

Es scheint sogar, als wären wir – zumindest für einen überschaubaren Zeitraum – 2011 technologisch stehen geblieben oder um es positiver auszudrücken angekommen. Es rüttelt und ruckelt sich zurecht.

Drei Dinge, die in 2013 trotzdem oder deswegen wichtig werden:

1. Wir (ver-)teilen alles!

Angefangen hat es mit Unterhaltungsmedien – also Musik und Film – via peer-to-peer, aber noch nicht aufgehört, wenn man so von den Abmahnwellen hört. Es geht um die kostenfreie oder kostenpflichtige Weitergabe benutzter Güter, von Eigentum mag man ja seit letztem Jahr nicht einmal anfangen. Egal und ohne Scheiß: eBay hat mit etwas Zeitverzug das Phänomen Flohmarkt wieder aufleben lassen. Ich würde es ja beinahe ‚eine Bewegung‘ nennen. Online zu Offline und wieder zurück: das geldsparende und gewinnbringende Teilen von Dingen wie Autos in Form von Mitfahrgelegenheiten, Zweck-WGs, Monatskarten (früher auch Wochendtickets), Couches, Schreibtischen, Fahrrädern sorgt mittlerweile für unzählige Copycopycopycats, spezialisierte Anbieter für das Tauschen, Verkaufen und Parallelnutzen. Eine Freude: Mietwagen vor der Tür und die logische, aber verspäte Antwort auf die Citybikes. Wahrscheinlich sind bald auch Fahrten über die Stadtgrenze möglich (also bezahlbar). Der Preis setzt sich ja bekanntlich aus Angebot und Nachfrage zusammen. Und günstiger als gebraucht geht eben nicht.
Was werden wir noch teilen können und wollen? Im Angebot sind Gemälde, Klamotten natürlich, Beamer, Drucker, Kaffeemaschinen, Konferenzräume, Livebands, Mitarbeiter, Fans, Freunde und Follower … Teilen ist das neue Leasen. Naja, es ist nicht alles gut und nicht in jedem Fall neu. Aber noch nie war es so einfach.

2. Stimmt so.

Technisch betrachtet ein alter Hut, aber mit Passbook und anderen mobilen Anwendungen, haben Tickets für Bahnfahrten, Flüge, Konzerte etc. hoffentlich bald ausgesorgt. Die verdammte Zettelwirtschaft hat doch nicht nur bei unserer Umwelt (die wir ja auch nur geborgt haben) Kopfschmerzen ausgelöst. Ebenfalls ein Hoffnungsschimmer: der EDEKA um die Ecke startet das ‚Experiment‘ Mobile Payment. Zeit wird’s. Doch auch wenn die Kreditkarte durch das Handy ersetzt werden könnte, weiß man ja in Deutschland kaum, wo dies Anwendung finden könnte. Die Frage ‚Sie wollen hier mit Kreditkarte  zahlen?‘ klingt doch noch zu häufig ähnlich pikiert und erschrocken wie ‚Aal mit Ananassirup?‘.
Seit dem letzten Jahr gibt es in Berlin mobile BVG Tickets ausschließlich für Vodafone-Kunden, wenn ich mich Recht erinnere … Schlimm genug, dass es von Base bis O2 immer noch Unterschiede bezogen auf die Bandbreite gibt. Reisst euch doch mal zusammen!
Und dass die Bundesdruckerei Millionen von neuen Krankenkassenkarten produzieren darf, ist nicht mehr als eine Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme der Regierung – wundert mich in diesem Zusammenhang, dass die Rundfunkgebühr ohne eine solche Karte auskommt. Wäre doch super, wenn man beim Kauf von Fernseh- oder Radiogeräten diese vorzeigen müsste – und anschließend: ‚Sie wollen mit Kreditkarte zahlen?‘. Aber ich will ja niemanden auf falsche Gedanken bringen.

3. Alles auf Anfang

Keine Ahnung in wie vielen soziale Netzen ich mich in den letzten Jahren angemeldet habe, aber brauchen tut die doch kein Mensch. Automatisches Teilen? Super sind nur die Back Links, für die soziale Komponente gibt es höchsten Back-Pfeifen – und zwar links und rechts. Vollgestopfte Timelines, tote Profile. Es folgt also zwangsläufig die Konzentration auf ausgewählte Netzwerke (wovon leider hauptsächlich die großen Player profitieren werden), aber es wird wieder sozialer. Hoffe ich, glaube ich. Raus mit dem Werbegedöns, dem stumpfen liken für glänzende Preise. Sozial heißt sozial und das gegenteil davon ist asozial (Copyright: das Jahr 2009). Aber irgendwie beruhigend, dass es mittlerweile nicht mehr nur Shit- sondern auch Candystorms gibt.
Jedenfalls werden ungenutzte, wenig bis gar nich besuchte Dienste gekündigt und Meinungen werden wieder über Blogs veröffentlicht oder inhaliert sowie goutiert, diskutiert, missverstanden. So wie früher.

Zumindest habe ich mir das vorgenommen – und den ersten Schritt dafür getan. Jetzt ihr.