Heute schaltete Facebook die Promotion privater Status Updates als sponsored Posts frei (allfacebook.de und t3n berichteten). Dabei soll das wahrscheinlich keine entscheidende Einnahmequelle werden, sondern vor allem die Werbung von Unternehmensseiten attraktiver und alternativloser machen, wenn selbst Mitarbeiter oder gekaufte Likes nicht in der Lage sind, den Edge Rank künstlich nach oben zu treiben.

Aber Facebook schafft sich weiter ab, wenn die Timeline nicht mehr das Unterhaltungsprogramm mit Werbeblöcken, sondern ein Werbeblock mit Unterhaltungspausen ist.

Aber warum ist das so? Warum glauben die Betreiber der erfolgreichsten sozialen Netzwerke ausschließlich über plumpe Werbung Geld verdienen zu können?

Warum baut und verkauft Facebook keine Apps für Unternehmensseiten? Geile Musik- und Videoplayer für Künstler, Easy to Use Ticketing- und Shopsysteme, interaktive Veranstaltungsseiten mit Mehrwert, catchige Darstellungsmöglichkeiten, die weit über Header- und Avatarbild bzw. Textfelder (ich wiederhole: Textfelder!!!, die im übrigen so versteckt sind, dass sie nur Anwälte finden können und wollen)?

Warum nutzt Twitter nicht die Reichweite in Zusammenhang mit der Synthax aus track- sowie verwertbaren @- und #-Erwähnungen, die über das Monitoring von Großveranstaltungen hinausgehen und mehr können, als die Werbeplattform Twitter zu bewerben? Was ist mit Texten und Musikstücken der Community, was ist mit spielerischen Ansätzen der Echtzeit, wie wir es vor zwei Jahren mit den Twittkickers erfolgreich probiert haben, warum wird der kreative Umgang mit den Twitter-Daten seit einiger Zeit so rigoros unterbunden?

Warum vermarktet YouTube nicht offensiv die Möglichkeiten von Livestreams, nicht nur für Red Bull, sondern auch für Konferenzen und Messen, baut Tools zur Online-Videobearbeitung von vorgefertigten, schicken Bauchbinden bis zum Senderlogo oder Möglichkeiten von High End Trailern, Intros etc., geldwerte Hilfestellungen für sehens- und beachtenswerte Werbe- oder Infofilme?

Kurz: Warum werden immer nur die Nutzer verkauft, aber nie die Technik?

Komplizierte Frage, einfache Antwort: weil es (noch) funktioniert, weil Aktionäre und Investoren nichts von Image Building und Brand Awareness hören wollen, sondern die ‚Kasse klingeln‘, weil die proaktive Entwicklung und Vermarktung von solchen Tools aufwendiger ist, als die Inbetriebnahme einer Anzeigenabteilung (zumal weitgehend automatisiert).

Doch der letzte Punkt zählt nicht als Ausrede und leider muss ich jetzt Apple als Positiv-Beispiel nennen. Die Firma verdient Geld mit Hard- sowie Software (die Produktionsbedingungen stehen ebenso wie philosophische Aspekte des Produktmarketing in einem anderen Blog), verdient Geld mit Werbung und verdient Geld mit Leistungen Dritter.

Sie stellen eine Infrastruktur zur Verfügung, in die jeder – zumindest theorethisch – Programme, Spiele, Werkzeuge integrieren kann, um die eigene Marke aufzuwerten, um Kunden zu binden, um Verkaufszahlen zu steigern – und Apple verdient daran mit und zwar doppelt. Apps zu bauen lassen und freizuschalten bringt Geld. Parallel dazu erhöhen erfolgreiche Apps die Nutzerzahlen und – zeiten der Geräte und wenn eine App über welchen Kanal auch immer beworben wird, ist die Werbung für Steve Jobs Erben immer inklusive.

Facebook, Twitter, YouTube: baut Tools für Firmen, mit den ihr erstens Geld verdient und zweitens eure Nutzer bei der Stange haltet.