Um folgendes vorab festzustellen, Osama Bin Laden war ein skrupelloser Menschenfänger und Massenmörder, der mit der Rechtfertigung eines wehrlosen Gottes (und den Waffen sowie der Ausbildung Amerikas) tausende Menschen töten ließ und Angst und Schrecken in einer Größenordnung verbreitete, die nach dem Ende des dritten Reiches nicht mehr vorstellbar war.

Die Nürnberger Prozesse, der Umgang Israels mit den Völkermorden in einem Gerichtssaal statt auf dem Schafott und selbst die Festnahme und schließliche Verurteilung von Saddam Hussein zeigen die Schwere der Hinrichtung des ehemaligen Al Quaida Führers, der ohne Frage eine unendliche Schuld mit sich trägt, aber von dem selbst kein Gefahr mehr ausgegangen ist.

Das hat sich mit seiner Tötung im schlimmsten Fall wieder geändert. Auf Rache, folgt Rache, folgt Rache … Die USA hätten diesen Kreis durchbrechen können. Erst die jubelnden Massen vor dem weißen Haus, die bei genauem Hinsehen, die Anschläge vom 11. September bewusst kaum selbst wahrgenommen haben können sowie das Auftreten des Präsidenten, lassen erahnen worum es eigentlich gegangen sein könnte. Sie verdeutlichen zudem einen Rückfall in die Zeit des Wilden Westens, die unbeirrt Teil der amerikanischen Identität ist und den politischen Erfolg von schlichten Gemütern von Reagan bis Schwarzenegger erklärt.

Der große Bruder hat aufgeräumt, ist seiner Verantwortung für seine kleinen Geschwister im eigenen Land und über die Grenzen hinaus nachgekommen. Das sollte die Botschaft sein. Und die Geschwister applaudieren artig. Kanzlerin Merkel drückt sogar Freude über den Erfolg der Operation aus. Freude über eine Hinrichtung, die in der deutschen Verfassung, der Grundlage der deutschen Politik, ausgeschlossen ist. Freude über einen Mord, der das christliche Weltbild doch eigentlich erschüttern müsste. Eigentlich.

Wilder Westen und Kreuzzug – wir leben in der Vergangenheit.

Der  amerikanische Wahlkampf steht an. Obamas Vorgänger sicherte mit den Stimmen der rachsüchtigen, von Bin Laden gedemütigten Wähler seine Wiederwahl. Wenn dies die Antriebsfeder für den aktuellen Präsdienten gewesen sein sollte, macht er sich schlicht lächerlich. Die Frage stand im Raum, ob die Auszeichnung des Friedensnobelpreises zu früh kam. Dabei hat er allein mit seiner Kandidatur viel für die Religions- und Völkerverständigung getan und Hoffnungen geweckt – in ehrliche Politik und eine friedliche Welt. Dieses Versprechen konnte nicht eingehalten werden. Der Preis war richtig, doch er hätte an die Bewegung des Change gehen sollen.

Denn wir erleben einen unsäglichen Rückfall in alte Verhaltensmuster, deren Überwindung wir erhofft hatten: Cowboys in Amerika, Duckmäuser in Europa. Die deutsche Außenpolitik im Speziellen entbehrt mittlerweile jeder Diskussion.

Verstörungstheorie

Kaum etwas ist anstrengender als hanebüchene Unterstellungen und Vermutungen von Verschwörungstheoretikern – die eigentlich Verschwörungspraktiker heißen müssten und denen ich nicht das Wort reden möchte. Dennoch erscheint der Ablauf der Operation Geronimo zumindest fragwürdig.

  • Bin Laden war nicht in den Bergen oder in einer Höhle versteckt, sondern wohnte auf einem luxuriösen, pompösen Anwesen unweit der pakistanischen Hauptstadt. (Der dort ansässige Geheimdienst zählt übrigens nicht zu den unfähigsten.)
  • Bin Laden wurde nach Aussagen der USA in diesem Hochsicherheitstrakt (aber unbewaffnet und ohne sonstige Gegenwehr) gestellt und gemeinsam mit Angehörigen hingerichtet.
  • Eine seiner Frauen hat ihn sofort identifiziert und auch das Einsatzkommando war gut vorbereitet und hatte vorsichtshalber DNA-Vergleichsproben (seiner Schwester) dabei.
  • Deshalb konnte der Leichnahm ohne weitere Ermittlungen direkt einer Seebestattung an unbekanntem Ort zugeführt werden.

God bless America!