Letzte Woche fand die zweite LOMBB (Lokales Online Marketing Berlin Brandenburg) statt. Das klingt hölzern und ist es auch ein bisschen. Das liegt vor allem an der Ausrichtung der Veranstaltung, die man mit ‚think global, act local‘ übersetzen könnte, aber das wäre schon fast zu fresh … Die Veranstalter wollen lokale Unternehmen mit lokalen Dienstleistern zusammenführen und verbinden eine Messeveranstaltung mit einer Vorträgen zu dem Thema und zwar kostenlos. Das hat den Vorteil einer hohen und glücklichen Besucherdichte, lässt aber die Qualität leiden.

Während im letzten Jahr, als keksbox und twittwoch ebenfalls vor Ort waren, sich die Aussteller in SEO Tipps und Tricks überboten, gab es in diesem Jahr hauptsächlich Anbieter im Social Media Bereich – zumindest als schmückendes Beiwerk. Das war insofern interessant, als das dies sowohl bei den Ausstellern, den Referenten und den Besuchern der Fall war. Doch die Fassaden bröckelten zum Teil sehr schnell und ließen oft den Blick auf ein großes, unschönes Nichts zu.

Doch auch ein paar wissbegierige Unternehmen waren dort und es entstanden an dem Gemeinschaftstand mit Berlin-Info.de ein paar spannende Gespräche, aus denen ein neuer Mitarbeiter, ein erweitertes oder zumindest gepflegteres Netzwerk und vielleicht auch der eine oder andere Kunde akquiriert werden kann.

Als Auszug hier die Slides von meiner Präsentation.

1. Gebot: Du sollst ein Konzept haben und eine Strategie verfolgen.

TelDaFax: der Telekommunikationsanbieter veröffentlichte zu Beginn seiner Aktivitäten einen Post, nachdem dieser Kanal nicht für Kritik geeignet sei, was natürlich Kritik auslöste. Anstatt weiter ignorant drauf zu hauen oder die Krisen-PR-Maschine hochzufahren, machte das Unternehmen Wochenende, ließ die Meinungen wirken und gelobte am darauf folgenden Montag Besserung.

Learning: ‚Erst überlegen, wofür man welchen Kanal nutzen möchte und vor allem nutzen kann und dann loslegen.‘

2. Gebot: Achte deine Philosophie, deine Werte und Visionen.

Zeha-Berlin: die Schuhdesigner aus der Hauptstadt sicherten sich die Rechte an der alehrwürdigen Marke aus dem Osten und sahen sich mit der herausforderung konfrontiert eine jüngere Zielgruppe zu erreichen, ohne die alten Werte zu verleugnen. Die Lösung war unter anderem eine mobile Marketingaktion mit geschichtlichem Hitnergrund.

Learning: ‚Die Zeiten ändern sich, Marken dürfen sich entwickeln.‘

3. Gebot: Du sollst keine Verbrechen in Design und Inhalt abegehen.

WithLeather.com: Die Plattform nutze frei zugängliche Privatphotos einer Sportlerin und machten diese – ohne ihren Wunsch oder ihr Wissen – zum Internetstar und Sexsymbol. Es kam zu rechtlichen Auseinandersetzungen, aber zu keinem Ergebnis …

Learning: ‚Was du nicht willst, das man dir tu … ihr wisst bescheid.‘

4. Du bis nicht Gott – nicht mal ein bisschen.

Jako: Der Sportbekleidungsfabrikant war traurig, als Blogger Trainer Baade in einem Nebensatz eine Zusammenhang zwischen den Jako-Produkten und Aldi herstellte. Aufgrund dieser Trauer wurde die Rechtsabteilung eingeschaltet. Das Thema machte die Runde in den Netzwerken hinzu Spiegel Online und verlief dann doch im Sande.

Learning: ‚Ruhe bewahren, sonst kann (und wird) es noch schlimmer kommen.‘

5. Du Geduld beweisen, dir und anderen gegenüber.

ZDF: Zwei Fans kaperten bzw. erstellten den @zdfonline Kanal auf Twitter und trotzt sogar Abmahnversuchen aus Mainz. Dabei schufen sie einen der erfolgreichsten und anerkanntesten Accounts in Deutschland und wurden statt mit einer Klage mit einer Festanstellung belobt.

Learning: ‚Auch mal jemanden Fragen, der sich damit auskennt.‘

6. Du sollst deine Fans, Friends und Follower nicht langeweilen.

Fête de la Musique Berlin: Tolles Thema, toller Kunde. Es geht um Musik, Sonne, Sommer, Freizeit, Party und natürlich Musik – aber nur an einem Tag im Jahr. Was berichtet man sonst so? Wir entschieden uns für einen lockeren Umgang mit den Empfängern und etablierten einen kleinen musikalischen Guide für die Hauptstadt.

Learning: ‚Mach dich zu einem Experten auf einem bestimmten Gebiet.‘

7. Ehre deine Mitarbeiter, deine Partner und deine Kunden.

My-OnID: Das Unternehmen (angesiedelt zwischen Xing und Yasni) sieht sich selbst als Reputationsmanagement-Instrument in den Tiefen des Netzes. Trotzdem schienen sie überrrascht, das eine online ausgesprochene Mitarbeiterkündigung zu heftigen Reaktionen führte und stark an der Reputation der Münchner kratzte.

Learning: ‚Was drauf steht, sollte auch drin sein‘ oder ‚Das Netz ist doch nicht doof.‘

8. Du sollst nicht stehlen – nenne deine Quellen.

Klauseck: Der SuperDuper Social Media Guru hat eine kleine Armee aus bloggern und twitterern, die oft die ersten sind, die ein Thema entdecken und oft auch Trends und Themen setzten. Durch personalisierte Linkshortener wurden kürzlich die waren Quellen bekannt, die vergessen wurden zu benennen. Wohin das führen kann, ist spätestens seit TK hinlänglich bekannt.

Learning: ‚Also wirklich …‘

9. Du sollst kein falsches Zeugnis über deine Wettbewerber reden.

Jack Wolfskin: Die Marke mit der Tatze war im Netz unterwegs und hat Kleidungsstücke mit Aufdrucken und -nähern entdeckt, die eine Ähnlichkeit erahnen könnten. Der Plattform für die online erhältlichen Waren nach dem eBay-Prinzip (Dawanda) brachte das zunächst viel Stress, aber auch große Aufmerksamkeit. Und beide Seiten konnten sich einigen.

10. Du sollst nicht und niemals unsozial sein.

Learning: ’social bedeutet sozial.‘

Abschließend wünsche ich der Veranstaltung noch mehr offene Unternehmen aus lokalen Branchen und mehr ehrliche Anbieter im weiten Feld des Online Marketing. So könnte eine wichtige Veranstaltung entstehen, auf der sich Anbieter und Interessierte von Internetdienstleistungen auf Augenhöhe begegnen und so befruchten können.

P.S. Das vor meinem Vortrag ausgeteilte Social Media Bullshit Bingo Spiel wurde nicht geknackt … Puh.