Ein Dokumentarfilmer (Jakob Preuss) und ein Musiker (Peter Fox) kamen zu dem Schluss, Schluss zu machen. Schluss mit Politikverdrossenheit, Schluss mit Angstmacherei und Duckmäusertum, Schluss mit Stammtischparolen und – so die zarte Hoffnung – Schluss mit Merkel. Die Idee war, die Mechanik des Internets mit der Prominenz der Mitstreiter zu verknüpfen.

Auf der dabei entstandenen Seite www.geht-auch-anders.de tummelte sich schließlich eine illustre Runde aus Kreativen und Kulturschaffenden, für die es bisher noch kein gemeinsames Forum gab. Lisa Fitz, Hannes Jänicke, Friedemann Weise, Marteria, Roland Kaiser, der blonde Emil, Juli Zeh und die Beathoavenz gaben ihre Statement und Wünsche für eine mutigere Politik ab: prägnant, ausführlich, lyrisch oder in einem Video, einem Cartoon, einem Aquarell.

Gleichzeitig war dieser Club auch offen, für jedermann, der seine Wünsche und Ansprüche oder auch Kritik am System und sogar den Machern äußern wollte. Eine Pinnwand mit über 100 Köpfen, mit Gesicht zeigenden Menschen, für die Alternativlosigkeit kein annehmbarer Politikstil ist, war und sein würde.

Dann war die Bundestagswahl und schließlich eine Koalition der Spitzenkandidaten, die noch kurz davor mit Schland- und Fahrrradketten aufeinander losgegangen sind.

Das Ende der Initiative Geht Auch Anders?

Natürlich war die Enttäuschung groß, nicht mehr bewirkt zu haben, doch die Idee hatte bestand und so wurde auch mit Hilfe der keksbox aus der Kampagnenseite für eine mutigere Poilitik eine Plattform für den Austausch, den Diskurs und die Veröffentlichung zu Themen, die nicht nur angesprochen, sondern auch verbessert werden müssten und immer noch müssen: der seit einem Jahr schwelende Datenschutzskandal, der Umgang mit Euro- und Bankenkrise, die verschleppte Flüchtlings- und Klimapolitik, Rechtsextremismus, Euroskeptizismus, Krisen in Osteuropa und Nordafrika … und schließlich Europawahl, zum ersten Mal mit Spitzenkandidaten und mit befürchtenden Höhenrekorden für Rechtspopulisten und Nichtwähler.

 

Geht Auch Anders entwickelte sich weiter, befragte in einem Videoformat Martin Schulz von den Sozialdemokraten und Ska Keller von den Grünen. Die anderen Parteien konnten sich nicht zu einer Konfrontation durchringen. Dennoch ließ die Vielfalt der Themen und die Beständigkeit der Seite das Kernteam wachsen. Herbert Grönemeyer, Detlev Buck, Judith Holofernes und Marteria bekennen sich zum gerade geründeten Verein und dem Ziel, diesen nun durch Crowdfunding auf stabilere Beine zu stellen.

Neben den technischen Kosten stehen vor allem redaktionelle Aufwände speziell für Videoproduktionen auf dem Zettel, also all das was bis hierhin ehrenamtlich umgesetzt wurde, als Vorschuss sozusagen oder zumindest Freundschaftsdienst; außerdem Marketingausgaben, um eine relevante Reichweite zu erzielen und schließlich die finanzielle Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten, als wichtigste Währung einer solchen Plattform.

Die Krautreporter haben es allen Unkenrufen zum Trotz und mit einer deutlich höheren Summe geschafft, sich neu zu erfinden und das Werkzeug Crowdfunding erfolgreich eingesetzt. Natürlich ist es nicht das Leichteste in den Sommermonaten (speziell während einer Weltmeisterschaft) das Interesse auf sich und ein eher trockenes Thema zu ziehen. Was also tun?

Der Neuanfang von Geht Auch Anders!

Geht Auch Anders will  den Erfolg nicht nur in kürzester Zeit erreichen und verkünden, sondern auch feiern. Dann eben mit Fußball und mit Grillen und mit Musik. Peter Fox und Marteria legen auf, Dota spielt live und wer von den Supportern nicht dabei sein kann, darf die Initiative und ihren Fortbestand natürlich auch unterstützen. Die Titel gebende Frage haben wir für uns schon beantwortet und geben sie hiermit weiter …

*Frei nach Goethe: Wie hältst du es mit der Politik?

Die Antwort im Club Gretchen, am 1. Juli 2014.
Jetzt mitmachen: bit.ly/GehtAuchAndersParty