Ein Dreiviertel Jahr nach dem Start des Möchtegernkonkurrenten Google+ landet Facebook mit der Übernahme von Instagram erneut einen Coup und setzt die Strategie fort, das Netz im Netz zu werden: nach der Integration von Bing (Instant Maps), Skype (Instant Messaging) und Spotifiy (Instant Music) vermeldet Mark Zuckerberg den Kauf von Instagram und macht sich so erstens für seine Nutzer und damit zweitens für Anzeigenkunden noch attraktiver.

Es ist wichtig, noch einmal zu betonen, das Facebook nicht mit seinen Diensten Geld verdient und verdienen möchte, sondern mit den Daten derjenigen, die diese Dienste in Anspruch nehmen. Insofern spielt es auch gar keine Rolle, ob Instagram selbst jemals in der Lage ist, die kolportierten 10 Millarden US Dollar je wieder einzuspielen. Die Frage sollte eher lauten, lohnt es sich 14,28$ für jeden Instagram Nutzer auszugeben? Die Höhe dieser Summe erzwingt wiederum den Konjunktiv.

Hat Instagram seine Seele oder noch schlimmer die Seele seiner Nutzer verkauft?

Die Frage allein grenzt an Realitätsverlust. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Fotodienst kaum Umsatz erwirtschaftet hat, mit der Ãœbernahme durch Facebook kann man den Gründern und den Mitarbeitern nur gratulieren – auch gern persönlich, es geht ja nur um ein Dutzend Personen.

An anderer Stelle dieses ungepflegten Blogs, wurden zwei Möglichkeiten beschrieben, mit denen ein singulär orientierter Online-Dienst rocken kann: erstens als Longtail Premium Produkt mit sicherer Einnahmequelle (über Abo- bzw. Werbemodelle) oder mit dem Verkauf der Patente/Nutzer an einen der Big Player. Dennoch ist es meiner Meinung nach ein Irrglaube, dass Facebook mit dem Kauf nur Google zuvorkommen wollte – zu unterschiedlich erscheint die Ausrichtung. Für Google geht es trotz aller sozialen Gehversuche um die Gewichtung und Vermarktung von Suchergebnissen, während Instgram eine Community für (Hobby-)Fotografen und geteilte Erlebnisse darstellt. Allein das klingt schon nach Facebook.

Interessant und ein logischer Schritt wäre der Dienst aber vor allem für Twitter gewesen, die nach Kurz- und mittlerweile auch Langnachrichten (Übernahme von Posterous) in Echtzeit, ein erhöhtes Interesse an einem angesehenen, nützlichen, schicken, mobilen und ebenso echtzeitigen Fotodienst haben sollten. Aber vielleicht war die Portokasse durch die letzten Einkäufe geleert oder die Prioriäten durch die Ausweitung auf Europa zu einseitig gesetzt.

Gerade mit dem Thema Mobilität tut sich Facebook im Vergleich zu Posterous und Twitter noch äußerst schwer. Die mobilen Applikationen aus dem Hause Zuckerberg werden zwar stetig weiter entwickelt, können bisher aber nicht Schritt halten mit den Entwicklungen der Browseransicht (Chronik, Markieren etc.) und haben somit Netzwerken wie Path den Weg geebnet … wohin auch immer dieser führen mag.

Mit dem Kauf von Instagram unterstreicht Facebook rechtzeitig vor dem geplanten Börsengang seinen Anspruch, auch mobil eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Ein Anspruch, dem sie mit dem lange angekündigten und gepriesenen Facebook Deals (erinnert sich noch jemand?) dann vielleicht auch Taten folgen lassen. Zumindest in diesem Bereich könnte Google Offers noch so etwas wie Wettbewerbsfähigkeit erreichen